Deutsche und Russen im Alltag in einer mitteldeutschen
Region von 1945 bis 1993
Die Geschichte der sowjetischen Streitkräfte in der DDR wird zumeist als eine Geschichte des
Militärs und seiner Technik, weniger der Beziehungen zwischen der Bevölkerung des Landes, in
dem sie stationiert waren, dargestellt. Hier trägt das Haus der Geschichte dazu bei, eine
bemerkenswerte Lücke zu schließen.
Die Anwesenheit der sowjetischen Streitkräfte hat sowohl unsichtbare Spuren im Bewußtsein der
Menschen als auch sichtbare Spuren an den Orten ihrer Stationierung hinterlassen. Mehr als fünf
Jahrzehnte waren sie im Osten Deutschlands präsent, die Soldaten mit dem roten Stern. Als
Befreier nur von ganz, ganz wenigen erwartet, als Sieger und Besatzer von vielen abgelehnt
lebten sie scheinbar in einem abgeschotteten System.
Auch in den späteren DDR-Jahren hatten die Bürger dieses Staates relativ wenig mit ihnen zu
tun. Sie gehörten zum Straßenbild, manchmal trafen sich Deutsche und „Russen“ oder auch „die
Freunde“, wie sie von Einheimischen genannt wurden, bei den in Schule und Betrieben
obligatorischen „Freundschaftstreffen“ oder im „Russenmagazin“. Die Handwerker u. a.
deutschen Zivilisten, die für sowjetische Garnisonen arbeiteten, sprachen meist nur im engeren
Bekanntenkreis darüber.
Selbst bei den Arbeitseinsätzen in DDR-Betrieben kam es kaum zu wirklichen Gesprächen mit den beteiligten Sowjetsoldaten. Diese scheiterten schon an der Sprachbarriere,
denn sowohl der mehrjährige, offensichtliche am Leben vorbei erteilte Russischunterricht als auch die zumeist fehlende Sprachpraxis beförderten nicht gerade das Beherrschen
der russischen Sprache durch Ostdeutsche. Wozu auch, man kam auch ohne diese Kenntnisse aus, die sich erst in „Perestroika“-Zeiten als Mangel erwiesen.
Existenziell konnten russische Sprachkenntnisse 1945 sein, denn eine Verständigung half manchmal sogar, Leben zu retten. Die Briefe der Rotarmisten aus dem
besetzten Deutschland an ihre Familien und Freunde bezeugen das Bemühen darum: „Die Deutschen haben schon gelernt, viele Worte russisch
auszusprechen“.Gleichwohl sind die Vorbehalte, die auch von persönlichen Erlebnissen und Gewalterfahrungen geprägt waren, von beiden Seiten groß.
Dass sie in den folgenden Jahrzehnten nur langsam oder manchmal gar nicht abgebaut wurden, war dem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis der
sowjetischen militärischen Führung geschuldet. So kann es nicht überraschen, dass in der DDR-Bevölkerung ein sehr unvollkommenes, durch
Unwissenheit, Legenden und Halbwahrheiten gefärbtes „Russenbild“ bestand.
Dennoch veränderten sich die Beziehungen zwischen Einheimischen und Militärangehörigen vom Einmarsch der Roten Armee 1945 bis zum Abzug der
russischen Truppen 1992/93. Die Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen lassen den Alltag vor und hinter den Toren sowjetischer Kasernen lebendig
werden. Sie zeigen auch, dass – trotz gegenteiliger Befehle der militärischen Führung - zahlreiche persönliche Kontakte und wirkliche Freundschaften
entstanden, die z. T. noch heute bestehen.
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